Das Matterhorn des Himalaya
Text: Thomas Huber
Vom 25. April bis 7. Juni 2000 waren wir wieder unterwegs. Die Expedition ging diesmal nach Indien, in das Garhwalhimalaya. Unser Ziel war der formschöne 6.543 Meter hohe Shivling, das Matterhorn des Himalaya.
Alexander und ich wollten den Gipfel über eine neue Route, den Direkten Nordpfeiler erreichen. Diese magische Linie setzt sich zusammen aus der Kammerlander-Hainz-Route im unteren Wandteil, bis sie auf 6.050 Meter in die Japanerroute übergeht. Diese Route weicht unter der 200 Meter hohen überhängenden Gipfelwand nach rechts über ein Rampensystem aus. Die neue Linie führt direkt durch die Granitmauer zum Gipfel.
Schlechte Wetterbedingungen und somit schwierige Verhältnisse am Berg hinderten anfänglich das Vorankommen. Dann musste Alexander wegen Krankheit die Expedition abbrechen. Ich hatte Glück und fand in dem 28jährigen Schweizer Iwan Wolf einen neuen idealen Seilpartner.
Am 29. Mai starteten wir unseren Gipfelversuch und biwakierten im Zweimann-Zelt auf einem exponierten Schneegrat auf 6.050 Meter. Dort verbrachten wir noch eine weitere Nacht und standen am 31. Mai, nach 12 Stunden extrem schwieriger Kletterei, um 18 Uhr auf dem Gipfel des Shivling. Unsere Route nannten wir Shiva´s Line und bewerteten sie mit 7/A4.
Am 13. Januar 2001 wurde unsere Expedition mit dem Bergsteigerpreis »Piolet d'Or« ausgezeichnet.
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SHIVLING
Quelle: Wikipedia
Der Shivling ist ein 6.543 m hoher Berg im nordindischen Teil des Himalayas. Er liegt in der Gangotri-Gruppe (Garhwal-Himalaya) im Bundesstaat Uttarakhand. Die markante Form gleicht einer steilen Pyramide und erinnert an das Walliser Matterhorn, weswegen der Berg auch als Matterhorn Peak bekannt ist. Aufgrund seiner wilden Form, verbunden mit der hohen Schwierigkeit einer Besteigung, ist der Shivling ein begehrtes Ziel unter Extrembergsteigern.
Der Shivling liegt westlich des Gangotri-Gletschers, gegenüber der Bhagirathi-Gruppe. Nördlich entspringt auf rund 4.000 m Höhe der »heilige Fluss« Bhagirathi, welcher den größten Zufluss des Ganges bildet. Das mit Gaumukh bezeichnete Gletschertor des Gangotri-Gletschers gilt als Ganges-Quelle und ist Zielpunkt eines bekannten und häufig begangenen Pilgerwegs. Über diesen von Gangotri kommenden Pilgerweg wird das Basislager erreicht. Direkt westlich liegt der 6.450 m hohe Meru, weiter westlich der 6.772 m hohe Briguapanth. Nordwestlich befindet sich die dreigipflige Manda-Gruppe (6.568 m).
Der Shivling besteht von drei Seiten aus steilen Felswänden, nur die Westseite ist flach genug um Firnflanken zu bilden. Diese sind durch Séracs stark zerklüftet. Er besitzt einen Zwillingsgipfel. Die Schartenhöhe beträgt 850 Meter.
Der Name des Shivlings bezieht sich auf den hinduistischen Gott Shiva. Der Shivling gilt als Symbol für die Schöpfungskraft Shivas. Die Form des Berges erinnert, vor allem von Norden her, an einen Linga, ein Symbol, das eng mit Shiva in Verbindung steht.
Bei ihrer Erstbesteigung des benachbarten Bhagirati III nannten die Briten Colin Kirkus und Charles Warren den Shivling nach seiner steilen pyramidenähnlichen Form erstmals Matterhorn Peak.
1938 war eine deutsche Expedition unter Leitung von R. Schwarzengruber an benachbarten Bergen unterwegs. Aufgrund der Steilheit und der vielen Séracs berichteten diese von »keinen durchführbaren Routen« auf den Shivling. In den folgenden Jahren sind keine Erstbesteigungsversuchen überliefert.
Erst am 3. Juni 1974 wurde der Shivling von dem Inder Laxman Singh mit den Sherpas Dorje, Pemba Tharkay, Pasang Tsering und Ang Tharkay über die Westwand und den Westgrat erstbestiegen. Der Grat führt in ein Col zwischen dem Zwillingsgipfel und von diesem über ein Couloir auf den Hauptgipfel. Diese Expedition war eine Unternehmung der indisch-tibetischen Grenzpolizei. Dieser Anstieg konnte erst 1980 wiederholt werden. Heute gilt er als »Normalweg«, wobei die Route durch steile und gefährliche Séraczonen führt und nicht immer begehbar ist. 1980 wurde der Nordgrat von einer japanischen Expedition erstbegangen.
Der Ostgrat wurde 1981 von einer internationalen Expeditionsgruppe, unter anderem mit Doug Scott, in 13 Tagen erstbegangen. Dabei mussten über 60 Seillängen (bis Schwierigkeitsgrad VI) teilweise mit Bigwalltechnik und technischer Kletterei (A3) überwunden werden. Diese Besteigung gilt heute als »alpine Meisterleistung und ein Meilenstein in der Geschichte des Berges«.
In den 1980ern waren weitere Expeditionen über den Südpfeiler, den Südostgrat und durch die Nordwand erfolgreich. Der deutsche Thomas Huber und der Schweizer Iwan Wolf konnten 2000 den Direkten Nordpfeiler (VII/A4) erstbegehen. Für diese Begehung erhielten die beiden den »Piolet d’Or«, die wohl bedeutendste Auszeichnung für außergewöhnliche Leistungen im extremen Bergsport. Im Mai 2012 erfolgte durch den Russen Walerij Rosow der erste Basejump vom Gipfel, was zum damaligen Zeitpunkt der zweithöchste Basejump von einem Berg darstellte. Heute führen über zehn Routen unterschiedlichsten Charakters auf den Gipfel.
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SHIVLING
6.543 Meter
Garhwal-Himalaya, Indien
SHIVA´S LINE
VII/A4
ERSTBEGEHUNG
2000, Thomas Huber und Iwan Wolf